kreativität im unternehmen

Unternehmensstrategie: Kreativität in Unternehmen fördern

Kreativität zwischen absoluter Freiheit und klaren Strukturen als Erfolgsfaktor

Kreativität ist in aller Munde. In vielen Branchen und für viele Unternehmen stellt sich die Situation wie folgt dar: Der Druck der Konkurrenz wächst, Märkte werden enger und Firmen müssen sich und ihre Businesses stetig neu erfinden. Die exponentielle Entwicklung der Digitalisierung mit und trotz all ihrer Vorteile und unternehmerischen Reize ist ein Treiber dieses Veränderungsdrucks. Dabei sind es häufig Kreativität und die Fähigkeit zur Innovation, die als Heilsbringer und entscheidende Wettbewerbsvorteile für Unternehmen genannt werden. Des Weiteren gilt Kreativität mitunter als Must-have Kompetenz einer/s modernen und erfolgreichen ArbeitnehmerIn.

Kreatives Potenzial als Kompetenzfeld

Kreatives Potenzial scheint darüber hinaus eine der wenigen Kompetenzfelder, in denen der Mensch noch klare Vorteile gegenüber aufstrebenden Technologien hat. Doch was genau sind die Faktoren, die Kreativität fördern und wie funktioniert der kreative Prozess? Braucht es eine totale Freiheit, in der sich das Genie frei entfalten kann oder braucht es großen Druck und klare Strukturen frei nach: „Diamonds are made under pressure“? Dieser Artikel wagt einen Versuch der Annäherung an diese Frage und beleuchtet, welche Rollen Führung, Knowledge Management und Unternehmenskultur in diesem Kontext spielen.

Völlige Freiheit = Kreativität?

Eine fast romantische Auffassung von Kreativität vertritt, dass sich der kreative Prozess ohne Einschränkungen oder Erwartungen und in völliger Freiheit entfalten können muss. Regelungen und Strukturen jeglicher Art werden als Störfaktoren verpönt, so auch Zeitdruck. Befürworter dieses Ansatzes sind davon überzeugt, dass Kreativität das Ergebnis freien und tabulosen Denkens in einem “individuellen Akt des Genies'” ist. Auch in Unternehmen, in denen in jedem Fall eine bestimmte und nützliche Art von innovativem Output erwartet wird, lässt sich diese Sichtweise erkennen. Größtmöglicher individueller Freiraum, kreativitätsförderndes Büro-Design, Werkstätten zur freien Verfügung und abgeschaffte Hierarchien sind Ansätze eines Managementstils, der Kreativität hervorlocken will. Der Fall des Unternehmens 3M stellt ein Beispiel dar. 3M gilt weithin als hoch innovativ. In der Vergangenheit führte diese Innovationskraft zu bahnbrechenden Erfindungen wie dem “Post-it” und ist auch heute noch Teil der Wettbewerbsposition der Firma. Um Effizienzsteigerungen zu erreichen, beschloss die Geschäftsleitung zu Beginn der 2000er Jahre, Six-Sigma-Praktiken einzuführen. Die Folge: Die damit verbundenen Regularien und Prozessvorgaben brachten Einschränkungen mit sich, die das kreative Potenzial der MitarbeiterInnen behinderten. Schließlich entschied man sich wieder zu einer (partiellen) Abkehr von der Six-Sigma-Logik – auch um das kreative Potenzial des Unternehmens nicht nachhaltig zu gefährden. Zugegebenermaßen ist der Fall von 3M besonders, denn Kreativität und Innovation sind dort tief in der Unternehmenskultur und -identität verankert. In Organisationen, in denen Kreativität nicht natürlich entsteht und nicht selbstverständlich ist, kann totale Freiheit das kreative Potenzial jedoch sogar hemmen. Fraglich ist allgemein, ob Kreativität wirklich aus größtmöglicher Freiheit und damit quasi aus dem Nichts entstehen kann. Kommen die sinnbildliche Muße, die uns küsst, oder der Geistesblitz, der uns trifft, wirklich aus größtmöglichem Freiraum?

Eine Idee wofür? Rahmenbedingungen

Kritiker dieser Ansicht vertreten die Meinung, dass ein kreativer Prozess nur etwas Neues hervorbringen kann, wenn er auf bereits bestehenden Ideen aufbaut. Hier kommt der Aspekt des Knowledge Managements ins Spiel. Eine strukturierte und zugängliche Wissensbasis ermöglicht und erleichtert kreative Prozesse. Unternehmen, die im Rahmen ihrer Talent Development-Strategien und Führung explizit Raum für Wissensaufnahme und –weitergabe geben, begünstigen Kreativität. Wird das Knowledge Management darüber hinaus mit effizienten und smarten digitalen Plattform-Lösungen ergänzt, wird “altes” Wissen schnell zur Basis für neue Innovationen. Diese können besonders in Krisenmomenten und unter Druck wertvoll sein. Solche externen wie internen Drucksituationen sind wahrlich kein Umfeld, in dem sich kreative Geister wirklich frei entfalten können. Dennoch sei auch auf die stimulierende Wirkung von externem Stress und negativen Emotionen hingewiesen. Theater-Schaffende beschreiben dieses Phänomen als „Deadline-Magic“ – den Zeitpunkt, an dem ein Werk unter großem Druck einer, zum Beispiel, anstehenden Premiere plötzlich und unerwartet zu gelingen scheint.

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    Kreative, teamübergreifende Kollaboration

    Letztlich muss auch die Frage gestellt werden, welche Rolle die Zusammenarbeit in diversen Teams im kreativen Prozess einnimmt. Sollte Kreativität wirklich ein individuelles Phänomen in Momenten größtmöglicher Freiheit sein, würden Teamwork und Diversity dagegenwirken. Dem widerspricht das Phänomen der “Dichotomie der Denkstile”. Denkstile können sich auf unterschiedliche Überzeugungen, Annahmen oder Denkweisen, zum Beispiel, in anderen Unternehmensbereichen oder aufgrund diverser persönlicher Hintergründe beziehen. Gibt es ein Zusammenspiel verschiedener Denkstile, wird Kreativität gefördert, nicht gehemmt. Der kollektive Charakter und die Interaktion mit Netzwerken und verschiedenen Denkstilen sind im kreativen Prozess nicht zu unterschätzen. Unternehmen, die es ermöglichen, dass heterogene Teams zusammenarbeiten und dass sich MitarbeiterInnen mit Peers intern und extern vernetzen, fördern den Prozess innovativer Lösungsfindung und Kreativität.

    Kreativität zwischen absoluter Freiheit und klaren Strukturen

    Wir sehen, dass Kreativität ein komplexes und mehrdimensionales Phänomen ist. Es ist ein Phänomen, dass nicht an- oder ausgeschaltet werden kann und dass abhängig ist von vielen Faktoren – extern wie intern sowie makro wie mikro. Wie so oft kommt es auf den Kontext und individuelle Prägungen an. Darüber hinaus scheint eine Kombination aus Freiraum und Druck – aus „release and control“ – erfolgsversprechend. Unternehmen, die unter großem Innovationsdruck stehen, sollten dies berücksichtigen. Sich darauf zu verlassen, dass Freiräume zur individuellen Entfaltung als solche schon Kreativität hervorbringen werden, ist ebenso gefährlich, wie dauerhaft auf die beschriebene “Deadline Magic” zu setzen. Talent Development & Knowledge Management, Führung, Organisation sowie die Unternehmenskultur liefern Ansatzpunkte, um mit dem richtigen Mix aus Freiraum und Druck zu neuen kreativen Höhenflügen aufbrechen zu können.

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